2024 war für das Studierendenwerk München Oberbayern ein Jahr der Wohnheimeröffnungen. Mit dem Inklusionswohnheim Kaulbachstraße und dem ersten Gebäudeabschnitt des Neubaus auf dem Gelände der Wohnanlage Schwere-Reiter-Straße gingen gleich zwei wichtige Neubauprojekte in Betrieb. Das bedeutet viele zusätzliche geförderte Studierendenwohnplätze für München und das erste Inklusionswohnheim für Bayern.

Erstes Inklusionswohnheim Bayerns eröffnet

Auf ganzer Linie barrierefrei

Die Inklusionswohnanlage Kaulbachstraße ist bayernweit bisher einzigartig: Die Wohnanlage ist nämlich auf ganzer Linie barrierefrei gestaltet und geht damit über gängige Standards hinaus. Das historische Gebäude nahe dem Englischen Garten wurde kernsaniert, umgebaut und um einen Anbau erweitert. 

Gemeistert wurden gleich mehrere Herausforderungen: 

Nach den Plänen des Architekturbüros Hetterich Architekten und Kaiser + Juritza + Partner Landschaftsarchitekten entstand eine moderne Wohnanlage, die an den Bedarfen von Studierenden sowohl mit als auch ohne Behinderung ausgerichtet ist. Gleichzeitig blieb der historische Charakter des Ensembles erhalten. Durch bauliche Maßnahmen ist das Gebäude für Personen mit motorischen Behinderungen genauso barrierefrei wie für Menschen mit Seh-, Gehör- oder psychischen Einschränkungen. 

Lassen Sie sich von Alexander Uehlein, Leiter der Abteilung Wohnen des Studierendenwerks, per Video durch die Wohnanlage Kaulbachstraße führen!

Die Historie des Wohnheims Kaulbachstraße

Vom Studentinnenwohnheim zum Wiederaufbau nach 1945

Das Wohnheim an der Kaulbachstraße steht seit jeher für fortschrittliches soziales Engagement. Schon der ursprüngliche Stifter der Anlage wollte Barrieren abbauen: 1929/30 finanzierte und baute James Loeb das Gebäude als erstes Studentinnenwohnheim Münchens. Benannt wurde es nach James Loebs Ehefrau Marie Antonie.

Der Mäzen förderte damit gezielt die Teilhabe von Frauen an Bildung und Wissenschaft. Das war damals noch alles andere als selbstverständlich, und die Bewohnerinnen der Kaulbachstraße waren Pionierinnen an den Hochschulen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kaulbachstraße ein Ort des deutsch-amerikanischen Austauschs. In dem Wohnheim lebten Studierende beider Nationen und halfen beim Wiederaufbau des Gebäudes. Über den Wiederaufbau des Wohnheims nach dem Krieg entstand der Film „Das Experiment“.

Weiterführung des sozialen Gedankens als Inklusionswohnheim

Bei dem Wiederaufbau des Wohnheims stand das Gemeinsame, nicht das Trennende, im Vordergrund. Daran knüpft der Gedanke der Inklusionswohnanlage direkt an. Dafür, dass die Inklusion nicht auf bauliche Maßnahmen beschränkt bleibt, sorgen heute die vier Wohnheimtutoren/-innen. Sie sind wie die Tutoren/-innen aller Wohnanlagen des Studierendenwerks Ansprechpersonen und organisieren gemeinsame Aktivitäten. Dabei haben sie immer den Inklusionsgedanken im Blick – die beste Voraussetzung für gelebte Inklusion.
Das Journal unseres Dachverbands, des Deutschen Studierendenwerks, berichtete in seiner Ausgabe 01/2025 über das Inklusionswohnheim und dessen Tutoren/-innen. Lesen Sie den Artikel. 

Am 15. Oktober 2024 wurde das Inklusionswohnheim feierlich eröffnet. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie:

241 zusätzliche Wohnplätze

Studierende bezogen den Neubau an der Schwere-Reiter-Straße

Der Neubau auf dem Gelände der Wohnanlage Schwere-Reiter-Straße ist eines der größten Nachverdichtungsprojekte des Studierendenwerks München Oberbayern der letzten Jahre. Die 241 zusätzlichen Wohnplätze wurden in zwei Abschnitten bezogen. Die ersten 102 Studierenden zogen im Dezember 2024 ein und der Bezug des zweiten Abschnitts erfolgte anschließend im Februar 2025.

Hochschulnah gelegen

Für viele Studierende liegt die Wohnanlage hochschulnah und die Schwere-Reiter-Straße ist daher von je her einer der beliebtesten Wohnheimstandorte gewesen. Mit 153 Einzelapartments wurde überwiegend die Wohnform geschaffen, die von Studierenden besonders häufig nachgefragt wird. Den Bewohnern/-innen stehen viele Gemeinschaftsflächen für das Miteinander zur Verfügung – beispielsweise die große Dachterrasse, ein Kochsalon und ein Hobbyraum.

Holz als Baustoff

Das neue Wohnheimgebäude entstand in nachhaltiger Bauweise nach einem Entwurf von „hirner & riehl architekten“ und „lab landschaftsarchitektur brenner“. Ab dem ersten Stockwerk bestehen die Fassaden sowie alle tragenden Decken und Wände im Innenbereich aus heimischem Fichtenholz. Das sorgt auch für eine natürliche und gemütliche Atmosphäre in den Räumlichkeiten.

Einzel- und Teilapartments überwiegen

Die Mieter/-innen des Studierendenwerks wohnen mehrheitlich in Einzel- und Teilapartments. Diese Wohnform hat einen Anteil von rund 55 % an unseren Wohnplätzen insgesamt und wird gleichzeitig am stärksten nachgefragt.

Der Energieverbrauch in unseren Wohnheimen

In unseren Wohnanlagen bestehen unterschiedliche Ansatzpunkte dafür, Energie einzusparen oder den Verbrauch so gering wie möglich zu halten. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Energieaudits aus dem Bereich Wohnen des Studierendenwerks München Oberbayern. 

Hoher Fernwärme-Anteil

Im Jahr 2024 vermietete das Studierendenwerk München Oberbayern insgesamt 9.323 Wohnplätze in Gebäuden unterschiedlicher Baualtersklassen. Anteilig fließt die meiste Energie in das Beheizen der Wohnräume, wobei die Höhe des Verbrauchs maßgeblich vom Verhalten der Bewohner/-innen abhängt.

Die Heizungen werden laut des aktuellen Energieaudits 2024 (mit Bezugsjahr 2023) zu mehr als 57 % mit Fernwärme betrieben. Das ist positiv, denn diese Art von Wärme wird besonders energieeffizient erzeugt. Damit bietet Fernwärme einen großen Vorteil gegenüber dem Heizen mit Strom oder Gas, wobei in den Wohnanlagen des Studierendenwerks zu rund 22,5% mit Strom und zu rund 20% mit Gas geheizt wird.

Ausbau des Fernwärme-Anteils

Um den Fernwärme-Anteil auszubauen, werden Neubauten, wo möglich, an das Fernwärmenetz angeschlossen. So beispielsweise die neuen Wohnhäuser in den Wohnanlagen Chiemgaustraße, Schwere-Reiter-Straße und Kaulbachstraße. Auch Bestandsgebäude mit anderen Formen der Heizung wurden bereits auf Fernwärme umgestellt, so z.B. 2017 die Wohnanlage Westerndorfer Straße in Rosenheim. Dies ist immer abhängig von der Infrastruktur der jeweiligen Kommune.

Nutzung regenerativer Energien

In einigen Wohnanlagen bestehen Anlagen zur Nutzung regenerativer Energien. In den Anlagen Stiftsbogen, Agnes-/Adelheidstraße, Sauerbruchstraße, Schwere-Reiter-Straße und Felsennelkenanger beispielsweise wird Solarthermie zur Warmwasserversorgung genutzt. Auch Photovoltaikanlagen werden in manchen Wohnanlagen genutzt, um Energie für den Eigenverbrauch zu erzeugen – so beispielsweise im Inklusionswohnheim Kaulbachstraße.

 

Einsparpotential von LED-Beleuchtung wird genutzt

Innerhalb der Wohneinheiten hat die Beleuchtung den größten Anteil am Stromverbrauch, wie die Daten des aktuellen Energieaudits zeigen. Um Energie einzusparen, setzt das Studierendenwerk München Oberbayern daher in den neueren Wohnanlagen und in Neubauten LED-Lampen ein. In den Bestandsgebäuden erfolgt die Umstellung der Leuchtmittel auf LED sukzessive nach Bedarf. In der Wohnanlage Olympisches Dorf beispielsweise wurden bereits 50 % der Leuchtmittel ausgetauscht. 


Die Wohnhäuser im Wohnheim Chiemgaustraße gehen teilweise auf alte Kasernengebäude zurück, teilweise sind es Neubauten aus dem Jahr 2022, die über LED-Beleuchtungssysteme verfügen. Das Energieeinsparpotential dieser Beleuchtungstechnik wird anhand des Vergleichs der beiden Gebäudetypen sehr deutlich: In den Altbauten hat die Beleuchtung einen Anteil von 59 % am Gesamtstromverbrauch. In den Neubauten ist dieser Anteil mit 29,7 % nur noch halb so groß.
Die Gegenüberstellung der Alt- und Neubauten in Puncto Stromverbrauch zeigt: In den Neubauten wird insgesamt weniger Strom verbraucht als in den älteren Gebäuden.

Jahresbericht 2024
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